Fragen zur Arthroskopie des Sprunggelenks – ein Interview mit Dr. Reinhard Schuh

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Die Arthroskopie des Sprunggelenks ist eine minimalinvasive Operationsmethode, die zur Diagnose und Behandlung von verschiedenen Erkrankungen und Verletzungen des Sprunggelenks eingesetzt wird.

Um mehr über diese innovative Technik und ihre Anwendungsbereiche zu erfahren, haben wir uns mit OA Priv. Doz. Dr. Reinhard Schuh, Spezialist für Fuß und Sprunggelenk und anerkannter Fußchirurg mit einer Erfahrung von über 3000 Operationen, zusammengesetzt.  

1. Was genau ist eine Sprunggelenksarthroskopie und wann wird sie durchgeführt?

Eine Arthroskopie des Sprunggelenks ist eine Spiegelung des Sprunggelenks und kann sowohl im oberen als auch im unteren Sprunggelenk durchgeführt werden. Die Gelenksspiegelung selbst ist ein Eingriff, der in sämtlichen Gelenken des Körpers zum Einsatz kommen kann.

Während der Sprunggelenksarthroskopie wird ein kleiner Einschnitt gemacht, durch den ein optisches Instrument eingeführt wird. Dieses ermöglicht dem Chirurgen, Einblick in das innere Gelenk zu bekommen. Durch einen zusätzlichen weiteren Einschnitt wird ein Arbeitsinstrument eingeführt, um die notwendigen medizinischen Reparaturen oder Behandlungen durchzuführen. Zum Beispiel das Beseitigen, Abfräsen oder Trimmen von Verwachsungen, freien Knochenstücken oder Gelenkskörpern. Auch komplexere Dinge wie Bänder rekonstruieren oder raffen können mit dieser minimalinvasiven Operationsmethode durchgeführt werden. Ebenso kann sie als zusätzliches Verfahren im Rahmen eines Kombinationseingriffes angewandt werden.

2. Was für Beschwerden im Sprunggelenk können mit einer Arthroskopie diagnostiziert und behandelt werden?

In erster Linie kommt die Arthroskopie des Sprunggelenks beim sogenannten Impingement zum Einsatz. Ein breit gefächerter Begriff, der alle Formen von Einklemmungsproblematiken und Blockaden umfasst. Weiters können Knorpelschäden damit behandelt werden, jegliche Form von Bandproblemen wie Bandverletzungen und Sprunggelenksinstabilität und Sprunggelenksarthrose.

3. Wie ist der genaue Ablauf einer Sprunggelenksarthroskopie und welche Instrumente kommen zur Verwendung? Wie lange muss man im Krankenhaus verbringen? Hat man Schmerzen und wie lange dauert es, bis die Schmerzen abklingen?

Bei der Arthroskopie des Sprunggelenks ist aufgrund der sehr komplexen Nervenversorgung des Sprunggelenks eine Narkose erforderlich. Die Operation erfolgt ambulant mit einer Übernachtung. Es kommt ein optisches Instrument, ein Arthroskop, und ein chirurgisches Arbeitsinstrument zum Einsatz. Eine Arthroskopie ist ein minimalinvasiver Eingriff und immer nur mit Stichen statt wirklichen Schnitten verbunden. Dadurch ergibt sich auch ein relativ geringes Schmerzniveau und eine in der Regel rasche Rehabilitation.

4. Welche Risiken und Komplikationen sind mit einer Arthroskopie des Sprunggelenks verbunden und wie häufig treten sie auf?

Es gibt, wie bei jeder Operation, die allgemeinen Risiken, die allerdings sehr gering sind, da es sich um einen minimalinvasiven Eingriff handelt. Allgemeine Risiken sind: Infekte, Wundheilungsstörungen, Blutergüsse, Nervenverletzungen und ähnliches. Was an spezifischen Risiken noch dazu kommt, wenngleich es auch äußerst selten auftritt, ist eine Gelenkssteifigkeit. Ein Risiko, das bei allen Gelenkseingriffen theoretisch möglich ist.

5. Wie läuft die Nachbehandlung bei einer Sprunggelenksarthroskopie ab? Ab wann kann man das Bein belasten? Wie lange muss man Krücken tragen? Braucht man eine Schiene nach einer Arthroskopie am Sprunggelenk?

Bei der Sprunggelenksarthroskopie sind in den meisten Fällen, zumindest für einige Tage, Krücken erforderlich. Je nach Eingriff müssen zusätzlich für einige Wochen Schienen getragen werden. Das gilt vor allem für komplexe Bandrekonstruktionen.

6. Wie lange dauert normalerweise die Genesungszeit nach einer Arthroskopie des Sprunggelenks? Ab wann ist man wieder arbeitsfähig?

Wann eine Vollbelastung tatsächlich wieder möglich ist, variiert stark zwischen einigen Tagen und einigen Wochen. Das hängt tatsächlich vom Eingriff ab. Ich kann zum Beispiel einen kleinen, freien Gelenkskörper entfernen. Der Eingriff dauert 5 – 10 Minuten und der/die Patient:in kann kurz danach wieder voll belasten. Oder es muss ein Knorpelschaden mit einem Knochenaufbau behandelt werden. Dabei muss Material aus dem Beckenknochen entnommen, unten eingesetzt und zusätzlich eine Bandplastik gemacht werden. Ein Eingriff, der, wenn man schnell ist, 70 Minuten dauert und sicherlich ein halbes Jahr bis zur Vollbelastung erfordert. Beide Eingriffe sind Sprunggelenksarthroskopien.

7. Welche Art von Rehabilitation oder Physiotherapie empfehlen Sie nach einer Sprunggelenksarthroskopie? Wie lange dauert die Reha-Phase?

In der Rehabilitationsphase nach der Sprunggelenksarthroskopie ist die Physiotherapie kombiniert mit einer regelmäßigen Lymphdrainage von immanenter Bedeutung. Letztere hat in der Region einen sehr guten Effekt. Die Dauer der Rehabilitation variiert stark und ist abhängig von der Art des Eingriffes.

8. Gibt es eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur Arthroskopie?

Alternative Behandlungsmöglichkeiten variieren hier auch je nach Beschwerdebild. Die Möglichkeit der konservativen Therapien sind bei Verletzungen in erster Linie Schienenversorgungen. Grundsätzlich hilft bei allen Krankheitsbildern eine Physiotherapie für den Muskelaufbau, die Stabilisierung und Mobilisation des Sprunggelenks. Bei Gelenksproblemen empfehle ich Injektionen mit Entzündungshemmern oder Eigenblut- bzw. Stammzellentherapie.

9. Was für Risiken gibt es bei einer Arthroskopie am Sprunggelenk?

Das Risiko auf Folgeschäden bei der minimal invasiven Sprunggelenksarthroskopie ist sehr gering. Dass die Beschwerden nach der OP schlimmer sind als vorher ist kaum möglich.

10. Wie lange dauert es, bis man nach der Arthroskopie sportliche Aktivitäten oder den gewohnten Lebensstil wieder aufnehmen kann? Wann kann man nach einer Arthroskopie am Sprunggelenk wieder Autofahren?

Autofahren, die Knorpeleingriffe ausgenommen, geht schnell und ist normalerweise bereits nach 1 – 2 Wochen möglich. Der richtige Zeitpunkt zur Wiederaufnahme einer sportlichen Aktivität orientiert sich sehr an der Art des Eingriffes.

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